Bei der sehr gut besuchten Bürgerversammlung am 4. Juli zeigten die Bürger in Gauangelloch erneut, wie sehr ihnen das Thema Dorfentwicklung am Herzen liegt. Die Arbeitsgruppen der Interessengemeinschaft „Gauangelloch … lebens- und liebenswert“ und OB Hans Reinwald hatten in die Schlossberghalle eingeladen, um über den aktuellen Stand zu den Themen zu informieren, die von der Bevölkerung Ende letzten Jahres aufgrund der Ergebnisse der Bürgerbefragung 2016 als besonders wichtig für die Zukunft Gauangellochs identifiziert wurden.
Gleich zu Beginn dankte Bernd Welz, der das bürgerschaftliche Engagement für die Dorfentwicklung koordiniert und die Versammlung moderierte, den mehr als 20 Bürgerinnen und Bürgern (darunter auch Mathias Kurz und Ursula Baumann aus dem Gemeinderat), die sich in den vergangenen Monaten in den fünf Arbeitsgruppen engagiert hatten: „Natürlich ist mit dieser Bürgerversammlung weder das bürgerschaftliche Engagement noch die Dorfentwicklung erledigt. Dorfentwicklung ist kein Sprint sondern ein Marathon. Für die wenigen Monate haben wir doch einiges erreicht! Ganz herzlichen Dank an alle, die dazu beigetragen haben!“
Hier die Ergebnisse der Arbeitsgruppen in Kürze. Die Präsentation finden Sie unter https://dorfentwicklung-gauangelloch.blog/4-juli-2017/
Hauptstraße – Bernd Welz
Ziel der Arbeitsgruppe ist es, die Verkehrssicherheit insbesondere für Fußgänger zu erhöhen und verkehrsberuhigende und lärmreduzierende Maßnahmen zu erreichen. In den vergangenen Monaten lag der Schwerpunkt auf der Begleitung der Planung für die Sanierung des nördlichen Teils der Hauptstraße.
Nach anfänglicher Skepsis der Stadt wurde der Vorschlag der Arbeitsgruppe aufgegriffen, die Verbreiterung des Gehwegs zumindest auf der westlichen Seite der Hauptstraße in die Planung aufzunehmen. Die Stadt ist dazu mit den Anwohnern im Gespräch, wie durch den Ankauf von privatem Grund der entsprechende Raum geschaffen werden kann.
Weiterhin wurde mit der Stadt vereinbart, sich bei den entsprechenden Behörden für eine durchgängige Geschwindigkeitsbegrenzung auf 30km/h und ein Nachtfahrverbot für LKW zwischen 22:00 und 06:00 Uhr an der Hauptstraße stark zu machen.
Der südliche Teil der Hauptstraße soll 2019 oder 2020 angegangen werden und wird auch eine Neugestaltung der Ortsmitte und Rathausplatz umfassen.
Die Arbeitsgruppe wird weiterarbeiten, die aktuelle Maßnahme weiter begleiten und mit der Stadt zu gegebener Zeit in die Planung für den südlichen Teil einsteigen.
Breitbandausbau – Bernd Welz
Leider fand sich zu diesem Thema, das für die Zukunftsfähigkeit Gauangellochs so wichtig ist, kein Arbeitsgruppenleiter. Nach einigen Mühen gelang es dennoch, zumindest den aktuellen Stand zu ermitteln.
Nach Auskunft der Telekom ist aktuell in Gauangelloch nur DSL mit einer Bandbreite von 6 – 16 MBit/s je nach Entfernung vom Verteilerkasten verfügbar. Wie einige Teilnehmer der Bürgerversammlung bestätigten, können es je nach Lage und Tageszeit auch weniger als 5 MBit/s sein. In ganz wenigen Häusern können bis zu 30Mbit/s empfangen werden.
VDSL mit 50 MBit/s werden heute als ausreichende Bandbreite für einen Privathaushalt angesehen. Dazu sind keine Glasfaserleitungen bis zum Hausanschluss notwendig, allerdings müssen die Verteilerkästen an ein Glasfasernetz geschlossen sein und die Technik in den Kästen muss aufgerüstet werden. Dieser Ausbau ist bereits erfolgt und damit VDSL flächendeckend verfügbar in Leimen, St. Ilgen und auch den umliegenden Orten wie Gaiberg, Bammental und Mauer. Nur für Gauangelloch ist der Ausbau noch nicht erfolgt.
In einigen Jahren werden auch 50MBit/s nicht mehr ausreichen. 1000 MBit/s werden durch das Verlegen von Glasfaser bis zum Hausanschluss erreicht werden. Um diesen Ausbau konkurrieren die Telekom, der Zweckverband fibernet und weitere private Anbieter. Schon wegen des gewaltigen Aufwands ist nicht damit zu rechnen, dass in Gauangelloch jedes Haus kurzfristig mit einer Glasfaserleitung versorgt wird.
Als Fazit wurde festgehalten: Gauangelloch ist im Gegensatz zu Leimen und den unmittelbaren Nachbarn in der Region unterversorgt. Um kurzfristig eine deutliche Erhöhung der Bandbreite zu erreichen, bleibt nur der Weg, auf eine schnelle Aufrüstung von DSL auf VDSL durch die Telekom hinzuwirken. OB Reinwald hat zugesagt, sich dafür ganz aktiv einzusetzen.
Öffentlicher Nahverkehr – Gert Goebel
Gert Goebel fasste die Ergebnisse der AG zum öffentlichen Nahverkehr so zusammen: „Insgesamt besser als bekannt!“ So gibt es bereits fast durchgängig eine stündliche Anbindung an die S-Bahn in Reilsheim. An Wochenenden und in den Abend- und Nachtzeiten gibt es ein umfangreiches Ruftaxi-Angebot. Allerdings hat die Arbeitsgruppe festgestellt, dass das Angebot bei der Bevölkerung zu wenig bekannt ist, vor allem wie man dieses Angebot nutzt und was es wirklich kostet. Auch die Webseite in Leimen ist dazu wenig hilfreich. In Kürze: man muss sich unter 06223/5598 spätestens 30 Min vor der gewünschten Abfahrt melden, die Fahrt ist für Karteninhaber (Jobticket, Maxticket, Semesterticket) kostenlos, ansonsten zahlt man 1,90 Euro je Fahrt an den Taxifahrer.
Die Stadt ist dazu aufgerufen, die Bevölkerung entsprechend zu informieren und für die Nutzung des Ruftaxis zu werben. Gert Goebel bot an, die Erstellung einer solchen Kommunikation zu unterstützen.
Die Gruppe recherchierte mit viel Geduld zwei inkompatible Vertaktungen von Bus und S-Bahn an Werktagen, wo es seit kurzem zu Wartezeiten in Reilsheim von 15 bis 20 min kommt. Leider gelang es nicht zu identifizieren, wie solche Vertaktungen künftig vermieden werden können. Hier ist die Stadt gefordert, kontinuierlich die Fahrpläne zu überprüfen und sich bei den S-Bahn und Busbetreibern für einen reibungslosen Fahrplan aus Sicht der Gauangellocher einzusetzen.
Alternative Mobilitätskonzepte wie die Mitfahrbank (gibt es z.B. in Waldhilsbach) wurden diskutiert, aber werden zunächst nicht weiterverfolgt.
Familienfreundlichkeit – Lisa Bauer
Die Arbeitsgruppe zur Steigerung der Familienfreundlichkeit Gauangellochs war besonders aktiv und hat Recherchen zu allen relevanten Themen angestellt: Schule, Kindergarten, Kinderbetreuung, Freizeitangebot, Senioren und auch ein Vergleich mit anderen Gemeinden. Ähnlich wie bei dem Thema Ruftaxi stellte Lisa Bauer auch hier fest: „Bestehende Angebote sind zu wenig bekannt und im Internet einfach nicht auffindbar.“ Als Beispiel nannte sie die Betreuungszeiten in KiGa und Schule oder Alleinstellungsmerkmale Gauangellochs wie das Bildungshaus, „Haus der kleinen Forscher“, usw.
Gerade für potentielle Neubürger und junge Familien ist es heute unmöglich, sich einen Überblick über das Leben und die Angebote in Gauangelloch zu machen. Deshalb wurde die Initiative der Stadt, eine neue Webseite zu erstellen, sehr begrüßt. Die Gruppe hat die Anforderungen aus Sicht Gauangellochs an die Gestaltung der Webseite formuliert und bereits vor einigen Wochen an die Stadt übergeben. (zu finden unter https://dorfentwicklung-gauangelloch.blog/4-juli-2017/ ) OB Reinwald sagte zu, dass die Arbeitsgruppe in die Entwicklung der Webseite weiter einbezogen wird.
Neben der Webseite wurden andere konkrete Verbesserungen mit der Stadt besprochen z.B. die Überprüfung der Schließtage im Kindergarten und die Optimierung der Feriennotbetreuung aus Sicht der Gauangellocher.
Außerdem sollen zukünftig die Bürger bei der Planung von Investitionen für die Spielplätze eingebunden werden. Gegebenenfalls wird noch eine Bürgerbefragung zu den Spielplätzen und eventuell für Senioren durchgeführt.
Als neues Projekt will die Arbeitsgruppe die Idee eines Bürgerzentrums verfolgen. Es hat sich gezeigt, dass viele Dörfer mit der Einrichtung eines Bürgerzentrums das Dorfleben generationenübergreifend entscheidend bereichern konnten. In Bammental und Schatthausen wurden inzwischen bürgerschaftlich getragene Zentren eingerichtet, die von der Bevölkerung sehr gut angenommen werden.
Das Rathaus könnte ein möglicher Standort eines Bürgerzentrums sein. Als ersten Schritt wird die Arbeitsgruppe gemeinsam mit OB Reinwald das Rathaus am 28. Juli um 8:30 Uhr besichtigen. Interessierte sind dazu herzlich eingeladen. Einfach vorbeikommen.
Bürgerbeteiligung – Gabriele Radecke
Wie gelingt es, die Bürgerschaft für die Arbeit einer Kommune zu interessieren, kommunale Entscheidungen transparenter zu machen und die Bürgerinnen und Bürger bei wichtigen Themen einzubeziehen? Dieser Ausgangsfrage widmete sich diese Arbeitsgruppe und kam zu dem Ergebnis: Es kommt auf die aktive Zusammenarbeit von Verwaltung, Politik und der Bürgerschaft an. In vielen anderen Städten wurde ein Informations- und Kommunikationsmodell mit der Bürgerschaft erarbeitet und ein Bürgerbeteiligungsmodell entwickelt, das einen Rahmen für diese Zusammenarbeit definiert. Die Stadt Leimen hat ein solches Modell bislang nicht.
Die Transparenz bei städtischen Vorhaben und Informationen z. B. über die städtische Webseite sind auch hierbei wichtige Aspekte. Den Gauangellochern reicht es nicht, dass man „alles (irgendwo) finden und nachlesen kann“. Sie wünschen sich einen leichten „barrierefreien“ Zugang zu Informationen und Regeln für die Zusammenarbeit.
Mit OB Reinwald wurde vereinbart, dass diese Aspekte zunächst an den für die Gauangellocher relevanten Themen mit der konkreten Arbeit der Arbeitsgruppen erprobt werden sollen, insbesondere zur Neugestaltung der Dorfmitte und der Einrichtung eines Bürgerzentrums. Die Unterstützung durch eine externe Beratung wäre hierbei hilfreich und wünschenswert und könnte im Zusammenhang mit Fördergeldern ermöglicht werden.
Fördermöglichkeiten zur Neugestaltung und Sanierung des Ortskerns – 1. Bürgermeisterin Claudia Felden
Frau Felden stellte zwei Wege vor, wie bei der Neugestaltung der Ortsmitte Landeszuschüsse für öffentliche Gebäude wie auch für die Renovierung von Privathäusern beantragt werden könnten:
- Entwicklung Ländlicher Raum (ELR): In diesem Programm können Zuschüsse für öffentliche wie private Sanierungsvorhaben als einzelne Projekte eingereicht werden.
- Stadtsanierung: In diesem Falle würde die Stadt ein Programm auflegen und eine Landesförderung für ein gesamtes Sanierungsgebiet beantragen.
Bereits in der Vergangenheit wurden Projekte im Rahmen des ELR-Programms von Gauangellocher Bürgern erfolgreich beantragt. Frau Felden zeigte auch Beispiele für Stadtsanierungsprogramme aus Leimen und St. Ilgen.
Gauangelloch wird sich für eines der Programme entscheiden müssen. Frau Felden wird in Absprache mit der Bürgerinitiative in einem gesonderten Termin vorstellen, welche Vor- und Nachteile die beiden Programme haben. Alle interessierten Bürger werden dazu eingeladen.
Frau Felden bot ebenfalls an, den Radwegeplan des Kreises vorzustellen, der kürzlich aufgrund der Bürgerbefragung erstellt wurde. Auch an der Befragung hatten sich viele Gauangellocher beteiligt.
Wie geht es weiter?
Zusammenfassend wird die Initiative „Dorfentwicklung Gauangelloch“ folgende Projekte gemeinsam mit der Stadt weiterverfolgen:
- Hauptstraße / Neugestaltung der Dorfmitte
- Sanierung der nördlichen Hauptstraße – weitere Begleitung
- Sanierung des südlichen Teils und Neugestaltung der Ortsmitte – jetzt Beginn der Planung
- Breitbandausbau – mit Hilfe von OB Reinwald Forcierung des VDSL Ausbaus durch die Telekom
- Bürgerzentrum – inkl. Belange der Familien (Spielplatz, etc.)
- Neugestaltung der Leimener Webseite – Vertretung und Berücksichtigung der Belange Gauangellochs
Alle Projekte werden von den bisherigen Mitgliedern der Arbeitsgruppen bearbeitet und sind natürlich weiterhin offen für alle, die mitmachen wollen (einfach Kontakt aufnehmen unter https://dorfentwicklung-gauangelloch.blog/). Künftig werden alle Treffen der Arbeitsgruppen und die neuesten Informationen veröffentlicht werden. Die Seite ist noch im Aufbau – wer bei der Webseite mithelfen will, bitte melden.
Viele Gauangellocher haben sich bei „Nextdoor“, einem sozialen Netzwerk, registriert. Über diese App, die für den Ort Gauangelloch eingerichtet wurde, können einfach Informationen, Fragen sowie Hinweise zu Veranstaltungen etc. bekannt gemacht werden. Einfach anmelden unter https://nextdoor.de/
Dr. Bernd Welz, Projektleiter „Dorfentwicklung Gauangelloch“, Interessengemeinschaft „Gauangelloch …lebens- und liebenswert“